Fady Maalouf in Lutherstadt Wittenberg


Die historische Lutherstadt Wittenberg hat dem interessierten Besucher zweifellos so einiges zu bieten. Allein die alten Gemäuer und die überall angebrachten Namenstafeln längst verblichener Berühmtheiten beflügeln die Fantasie und mögen den Wunsch nach einer kurzen Zeitreise erwecken, um die geschichtsträchtigen Ereignisse nicht nur vor dem geistigen Auge auferstehen zu lassen.

Hier haben weitreichende Veränderungen ihren Anfang genommen, die einem besonders deutlich vor Augen geführt werden, wenn (beispielsweise) eine asiatische Reisegruppe vor der Schlosskirche christliche Choräle vorträgt.

Transformationen unterschiedlichster Art gehören offenbar zu dieser Stadt. Auch im Clack-Theater, dem eigentlichen Zentrum des Interesses der angereisten Fady-Fans, gehören sie zum Standard-Programm. 

So ist es nicht weiter erstaunlich, dass auch der Hauptakteur des Abends, Fady Maalouf, mit seinem stimmgewaltigen Auftritt zeitweise wie die Fata Morgana eines geschmeidigen schwarzen Panthers wirkt. Ein Panther, der mit einem markanten Schrei selbstbewusst seine Präsenz markiert.

Allerdings pflegen Raubkatzen keine Witze zu reissen, um das Publikum nach jedem musikalischen Höhenflug wieder auf den Teppich zu holen.

Aber mal alles ganz von vorn:

Das kleine Theater im altehrwürdigen Marktschloss zu Wittenberg bietet mit seiner spiegel- und stuckverzierten Decke, geschmackvollen Bildern, gemütlichen Tischgruppen und dem klassischen roten Vorhang den perfekten Rahmen für ein wunderbares Konzerterlebnis. Auch die ungekünstelte Herzlichkeit des Personals gegenüber den Gästen trägt zu einer Atmosphäre bei, in der man sich rundum wohlfühlt.

Dies hat wohl auch den Künstler beflügelt und eventuelles Lampenfieber schnell verschwinden lassen, obwohl ihm bei diesem Halbplayback-Konzert keine Live-Musiker  zur Seite standen.

Die ersten Titel „Mad world“, „Diamonds“ von Rihanna, „Kissing moonlight“ und „Summer rain“ waren wie immer sehr schön interpretiert, wirkten aber noch leicht verhalten. Bei „Missing your face“ aus dem Album „Into the light“ blitzte bereits durch, was man von einem Fady Maalouf in Hochform erwarten kann. Mit „Lonely“ und „Anytime“ wurde das Publikum dann in dem für ihn so typischen Strudel der Emotionen mitgerissen und der erste französisch-sprachige Song „ Vers les étoiles“ sprengte dann definitiv alle seine Ketten. Seine Muttersprache passt besonders gut zu seiner Stimme, wie er auch mit „Les mots bleus“ unter Beweis stellte.

Wer befürchtet hatte, dass die darauf folgende Pause etwas Luft rausnehmen könnte, lag weit daneben.

Obwohl Fady mit der Ballade „Amazed“ den Nostalgikern unter den Fans eine grosse Freude bereitete, landete er danach mit dem mit orientalischen Tönen untermalten „Mon amie la rose“ einen absoluten Knaller. Darauf wurde die Stimmung immer ausgelassener, der Künstler und sein Publikum feierten gemeinsam mit seinen eigenen Up-Tempo-Songs eine Party, bei der die pure Freude regierte.

Für die Zugabe hatte Fady seine erste Single „Blessed“ ausgewählt, um die überschäumende Stimmung erstmal wieder runterfahren. Natürlich hat man den Titel bereits sehr oft gehört, aber diesmal kämpften mit Sicherheit so einige mit Tränen der Rührung….Unsere Hymne! Rührselig werden war aber nicht drin, gleich wird mit „Neyla“ wieder Stimmung gemacht. 

„Ein Allerletztes?“  Unter einem Begeisterungs-Sturm kündigte Fady an, dass er nach sehr langer Zeit wieder einmal einen Titel aus dem „Recall“ live singen werde: „Listen“.

Was für ein fulminanter Abschluss! Die Krönung des Abends, pure Magie. Und wäre draußen die Welt untergegangen, das Publikum hätte nichts davon mitbekommen. Fady Maalouf  hatte es geschafft, alle Sinne seines Publikums für einen magischen Zeitraum in Beschlag zu nehmen.

Vielleicht trug das Foto-und Filmverbot, das in der Location üblich ist, auch seinen Teil dazu bei, dass nichts von der Konzentration auf das Wesentliche ablenkte. Dennoch, ein Halbplayback-Konzert in ein rauschendes Fest für alle Beteiligten zu verwandeln, zeugt einmal mehr für die Genialität dieses Künstlers und taugt sicher als weiterer Baustein für ein stabiles Fundament seiner Karriere.

Ob ein Interpret Stadthallen füllt oder etablierte kleinere Locations,  ist unerheblich, was zählt ist allein die Qualität. Diese lässt uns Fans immer wieder aufs Neue stundenlange Anreisen auf uns nehmen, weil wir wissen, dass jedes Konzert mit Fady Maalouf einen besonderen Hörgenuss verspricht.

So stehen die Reisekoffer immer griffbereit und werden demnächst zu folgenden Destinationen geschleppt:

04.07.2015  67240 Bobenheim – Roxheim

11.07.2015  Straßenfest zum CSD, Marienplatz, München

12. 07.2015  Show-Talk, Binz auf Rügen

05.09.2015 „Let’s groove“ Live-Konzert, Bürgertreff Altona, 22769 Hamburg {fcomment}


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