Albumreview: Stefan Jürgens – „Grenzenlos Mensch“


Am 3. März 2017 ist das von den Fans lang erwartete neue Album „Grenzenlos Mensch“ von Stefan Jürgens erschienen. Und nach dem ersten Hören kann ich sagen: das Warten hat sich gelohnt.
Der Titel weckt sicher bei vielen eine Assoziation zur aktuellen Flüchtlingssituation. Dazu trägt auch das Zitat auf der Homepage von Stefan Jürgens bei: „Jeder Mensch, egal woher er kommt, wo er wohnt und was er tut, ist gleich viel wert.“ Und auch in einem Interview in der WDR-Sendung „Westart“ antwortet der Sänger auf eine entsprechende Frage: „Ich glaube, die ganze Platte geht ein bisschen auch um dieses Thema „Grenzenlos Mensch“, was natürlich auch die Flüchtlingssituation assoziiert, aber eben auch den Umgang mit der Welt, in der wir gerade leben.“

 Allerdings gibt es auch genug andere Assoziationen, die dieses Album und die einzelnen Songs wecken können. Die 12 Titel sind typisch Stefan Jürgens und sind trotzdem wieder einzigartig, neu und immer anders. Der Titelsong „Grenzenlos Mensch“ assoziiert vom Text her durchaus den Gedanken an die Flüchtlingssituation, und ist dabei sehr berührend – ich würde dieses Lied gerne einmal den Menschen empfehlen, die so vehement dagegen sind, dass Menschen in ihrer Not hier Schutz suchen. Vielleicht würde es dann wenigstens der ein oder andere verstehen.

„So Nah“ ist dagegen eine Art Mahnung, nicht zu vergessen, was später rückblickend im Leben wirklich zählt und wichtig ist.

Bei „Noch immer ich“ assoziiere ich die Erinnerung an einen Menschen aus der Vergangenheit, der einem immer noch wichtig ist, auch wenn es keinen Kontakt mehr gibt – vielleicht eine Art „noch immer du in meinem Leben“

„Ich wünsche Dir“ – da sagt der Titel schon alles.

Mit „Geld“ ist hier ein bekannter Titel auf dem Album gelandet – zum Glück, denn dieser Song ist einfach toll. Mir gefällt hier besonders der Kontrast zwischen der ruhigen, balladigen Melodie im Gegensatz zu dem eher harten Titel „Geld“. Für mich kommt in diesem Song auch besonders stark die wunderbare Stimme von Stefan Jürgens in all ihren Facetten heraus.

Bei „Zu Haus“ weiß ich nicht genau, wie ich den Text deuten soll – als zu Hause im Sinn eines Hauses als ein Platz an dem man gerne ist oder das „zu Hause“ im Sinne von einem Heim, der auf die Anwesenheit eines Menschen bezogen ist, bei dem man sich zu Hause fühlt. Ganz egal wie es gemeint ist, das Lied ist wunderschön und beweist wieder, wie gut der Sänger mit Worten spielen kann. Den Gesang im Hintergrund muss ich mir hier auch noch einmal genauer anhören.

Auch „Leben bizarr“ ist den Fans bereits bekannt. Hier kann man den Text nicht beschrieben, hier muss man ihn hören, und einfach auf sich wirken lassen.

Der Song „Vergessen“ ist für mich einer der beeindruckendsten auf diesem Album. Hier passt die Musik einfach hundertprozentig perfekt zum Text, in dem auch wieder wunderbar mit der Sprache gespielt wird. Hier gibt es im Lied einen Instrumentalpart, der für mich vielleicht der berührendste Teil auf dem Album war.

Die Vorab-Single „Fliegen können“ war eine gute Wahl als erste Single. Hierzu sagte Stefan Jürgens in der Sendung „Westart“: „Und Fliegen können ist natürlich nicht nur der Wunsch nach Fliegen den jeder Mensch ja hat, sondern auch ein bisschen dieser Wunsch nach Überblick…also sichere Distanz, einen Überblick zu schaffen auf etwas, was so verworren zu sein scheint und immer undurchdringlicher zu sein scheint, und dieses Bedürfnis einen Punkt zu erwischen wo man sagt ich will über diese Welt natürlich reflektieren, ich will auch ihr nicht entziehen aber was mir vorkommt ist mir momentan ist das Wichtigste dass man eine Besonnenheit bekommt, dass man besonnene Entscheidungen trifft und dafür ist Distanz manchmal oder zumindest eine zeitweilige Distanz sehr gut.“ Dieser Song trifft für mich aber auch den Albumtitel sehr gut. Denn er ist stilistisch etwas anders, als die anderen Songs. Die Kombination der hier unglaublich sehnsuchtsvoll klingenden Stimme mit der Leichtigkeit des Saxophons und dem Text beschriebt einfach genau, wie man auch durch das Fliegen der Gedanken, Wünschen und vielleicht auch der Seele grenzenlos durch die Welt reisen kann.

„Gewinner“ ist wieder ein Song, der mich besonders durch den wunderbaren Text beeindruckt. Hier ist für mich eine Aussage, dass ein Mensch einzigartig und gut ist, auch oder gerade wenn er nicht so ist wie die Masse, zu der man nicht gehört, auch wenn man es sich wünscht.

„Ich wüsste nichts besser ohne dich“ besticht wieder durch eine Liebeserklärung in Form einer wunderbaren Wortspielerei.

Und der letzte Song „Sieben Leben“ ist ein toller Abschluss des Albums. Jeden Tag im Leben neu leben, ein neues Leben an jedem Tag – vielleicht sollten mehr Menschen so leben.

Insgesamt ist es ein wunderbares Album eines Sängers, der mit seiner Stimme jede Stimmung darstellen kann und der mit den Worten spielen kann, wie kaum ein zweiter. Dazu kommt noch die absolut gelungene Kombination der Instrumente und auch der unterschiedlichen Stile. Das Album ist es wert, gehört zu werden, und ich bin schon sehr gespannt auf die Tour zum Album, die am 8.3. 2017 in Köln startet und durch Deutschland und Österreich führt. Dort wird es auch eine Live-DVD zur letzten Tour geben, die nur dort erhältlich ist. Das Album gibt es auf allen üblichen Plattformen. Und mehr Informationen gibt es auf der Homepage (https://www.stefanjuergens.com/) oder auf Facebook (https://www.facebook.com/allesimmermoeglich/?fref=ts).


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